Das Anfangen wagen
Stehst Du gerade vor der Frage, ob Du mit etwas anfangen willst, oder wie Du Dir endlich den entscheidenden Ruck gibst, um ins Anfangen zu kommen?
Ich habe heute einen online-Kurs begonnen, der mich unterstützt, wieder mit dem Bloggen zu beginnen. Vor dem Kauf habe ich hin und her überlegt, ob ich damit überhaupt wieder anfangen will. Ich hatte viele schlüssige Argumente, warum das keine gute Idee ist. Und gleichzeitig flammte klammheimlich immer wieder die Lust und Begeisterung dafür auf. Irgendwann wurde es mir dann zu dumm, und ich schaute hin, welche Gedanken genau mich wirklich abhalten. Es war vorallem folgender: Da ich meinen Weg noch nicht genau kenne, noch nicht 100% weiß, wie mein Angebot auf dieser Seite sich in nächster Zeit entwickeln wird, und wie mein Blog da reinpasst, ist es sicherer, noch nicht wieder mit dem Bloggen anzufangen.
Und da war außerdem die Angst, mit dem was ich denke, erlebe, fühle, schreibe nicht zu genügen… – was wenn es dumm ist, es keiner lesen will, oder mir später mal peinlich sein wird?
Zum Glück kenne ich diese Ängste schon von mir und habe sie in Bezug aufs Bloggen bereits mehrfach überwunden. Ich weiß inzwischen aus eigener Erfahrung, dass sich ohne das Praktizieren keine Verbesserung und schon gar keine eigene Klarheit einstellt. Zudem beobachte seit ca. 10 Jahren, wie die Blogger und Entrepreneure, die mich inspirieren, im Laufe der Zeit ihr Angebot ‚entdecken‘, weiterentwickeln und sich immer wieder neu ausrichten – und dass während sie bloggen, Ideen verwirklichen, sich ausprobieren… Das Bild/Angebot/die Klarheit entsteht auf dem Weg, nicht vor dem Start.
Doch wie viele Menschen entwickeln ihre Ideen gar nicht, weil sie denken sie könnten erst anfangen, wenn sie sich ganz und gar kompetent fühlen bzw. ihre Idee oder ihr Angebot halbwegs perfekt sind, oder weil sie Angst haben sie könnten damit scheitern?
Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns // Vor uns liegen die Mühen der Ebenen.Bertolt Brecht
Meine Coaching-Ausbilderin hat oft von den ‚Mühen der Ebenen‘ gesprochen. Damit meinte sie, dass wir, nachdem wir uns für einen Weg entschieden (das Gebirge erklommen) haben, vor der Herausforderung stehen, ihn tatsächlich zu gehen und dabei Entwicklungen Zeit und Raum zu lassen. Hier sind Erfolge oft langsamer sichtbar, wir brauchen Ausdauer und Geduld. Es reicht nicht, Dinge im Kopf zu planen und Entscheidungen zu treffen (Gebirge zu besteigen). Wir entwickeln uns erst unterwegs – Ideen, Klarheit, Kompetenz, Respekt, Erfolg entwickeln sich auf dem Weg.
Wir können nur losgehen, wenn wir tolerieren, als Anfänger zu starten. Wenn wir es aushalten, uns unbeholfen, unsicher und noch lange nicht perfekt zu fühlen. Und je mehr wir lernen und je kompetenter wir werden, desto besser erkennen wir, dass es perfekt nicht gibt, weil das reinen Stillstand bedeuten würde. Und laaaangweilig wäre… *gähn*
Der Wunsch perfekt zu sein, oder mit unseren Vorbildern mitzuhalten (denen wir ihre unbeholfenen Anfänge ja nicht mehr ansehen), ist der ultimative Hemmschuh beim Umsetzen unserer Vorhaben. Meinen Klienten und mir haben daher schon oft folgende Mottos geholfen, um uns erfolgreich aus den Krallen des Perfektionismus zu winden: Das erste hat mich z.B. bei meiner Diplomarbeit begleitet und lautet: „Mut zum Durchschnitt“
Das zweite habe ich von Elizabeth Gilbert Grape aus Ihrem großartigen Buch ‚Big Magic‘. Es ist so simpel wie genial: „lieber fertig als gut!“
Falls Dir mal wieder das Anfangen nicht gelingen will, lade ich Dich herzlich ein, Dir eins davon zu borgen und zu sehen, ob es Dir hilft, die ganze Sache mit einer realistischeren Haltung anzugehen. Denn es wäre schade um Dein Vorhaben, wieder in der Schublade zu verschwinden, ohne eine Chance gehabt zu haben!
Und wie entscheidet man sich, womit man anfangen will, wenn die Verwirrung groß ist und die sorgenvollen Gedanken einen fest im Griff haben?
Don’t ask yourself what the world needs; ask yourself what makes you come alive and than go and do that. Because what the world needs is people who have come alive.
Howard Thurman
Mich begleitet seit meiner Jugend dieses Zitat von Howard Thurman. Und auch heute wieder hat es mir geholfen. Wenn wir uns das als Leitsatz nehmen, folgen wir sozusagen den Brotkrumen, die uns durch die oben genannten Ebenen führen. Was lässt mich lebendig sein?
Und wenn das noch zu schwer zu beantworten ist: Worauf bin ich neugierig, was möchte ich mal ausprobieren?
Ich habe z.B. neulich das erste Mal in der Schule meiner Jüngsten als Streitschlichterin voluntiert. Ich wusste noch nicht genau warum, und ob es mir gefallen würde. Es kam auch der ein oder andere hinderliche Gedanke hoch wie ‚was, wenn ich das nicht kann?‘
Doch was schließlich den Ausschlag gab es zu tun, war meine Neugier, mich in dieser Situation auszuprobieren und mehr von den Kindern mitzukriegen. Ich wurde dann überrascht davon, wie viel es mir selbst gegeben hat. Ich fühlte mich nützlich und war sehr glücklich darüber, dass ich Talente und erlernte Fähigkeiten mitbringe, die ich an dieser Stelle sinnvoll einbringen kann. Es erinnerte mich nochmal daran, bei der Entwicklung meines business das Hauptaugenmerk immer darauf zu legen, nützlich zu sein – statt z.B. davon auszugehen, wieviel ich verdienen möchte. Das ist zwar auch wichtig, kann sich aber nur gut entwickeln, wenn ich mich bei der Arbeit wirklich gut fühle und mir dadurch wichtige Bedürfnisse erfülle. Etwas was ich theoretisch schon wußte, aber nun habe ich hautnah erlebt, wie gut es sich tatsächlich anfühlt.
Also meine persönliche Strategie für Neuanfänge aller Art: der Neugier folgen, mich für die Dinge entscheiden, die mir das Gefühl geben lebendig zu sein und dann loslegen – mit dem Vertrauen darauf, dass auch große Dinge unperfekte Anfänge haben, und dass ich mich auf dem Weg weiterentwickel und mir klarer werde. Erst so werden gute Resultate in der Zukunft überhaupt möglich.
Klingt das gut? Was hilft Euch, das Anfangen zu wagen?
(Und da war er auch schon, mein erster Blogpost seit 1 1/2 Jahren. Hat Spass gemacht) ;)
Glückwunsch zu dem tollen Blog Artikel. Er spricht mir aus der Seele. Ich bin auch gerade sehr inspiriert von einer Blog Challenge. Fertigstellen statt unendlich Perfektionieren ist jetzt auch noch mal eine sehr hilfreiche Inspiration.
Vielen Dank Frau Rendigs! Ich würde mich freuen, Neues von Ihnen zu lesen. Ihre bisherigen Artikel haben mir gut gefallen – sie sind sowohl informativ als auch gut geschrieben. Viel Spaß beim Fertigwerden!